Used-Look

Die alte Stadtvilla, die im Jahre 1900 für einen Fabrikanten errichtet wurde, stand lange leer und befand sich in einem schlechten Zustand. Das Gestaltungskonzept bei der Sanierung bestand darin, Zeitspuren freizulegen und das Alte, Gebrauchte und Abgenutzte sichtbar zu belassen.

Die denkmalgeschützte Fassade sollte nicht schick und einfach nur angemalt erscheinen, sondern durch die Patina ihr würdevolles Alter zeigen. Dabei wurden verschiedene Strategien verfolgt. Die Stuckelemente wurden mit einem gewachsten Kalkputz versehen, in dem dunklere Pigmente beigemischt wurden.

Diese Farbgebung und die speckige Oberfläche erzeugen den edlen used-look Effekt. Die Fassade selber erhielt einen einfachen Streichputz, der mit zwei abgestuften  Blaugrautönen mittels Nass in Nass-Technik gestrichen wurde. Durch diese nicht deckende Oberfläche entsteht ein lasierender Effekt, der der Fläche Tiefe verleiht.

Ein weiteres Merkmal der Fassade sind die Fenstergitter und das originale Geländer des Balkons. Diese wurden lediglich gereinigt und die Rostoberfläche belassen. Neu hinzugefügt werden musste die Treppenanlage des Eingangs. Bei dem aus einer Corten-Stahlplatte herausgelaserten Muster des Geländers handelt es sich um das Negativ des Ornamentgitters des Balkons.

Auf diese Weise wird das Alte, das Originale in die Jetztzeit transformiert. Gleichzeitig verweist das sichtbar neu hinzugefügte aber auch auf die vergangenen Epochen.

Auch im Innern setzt sich das Prinzip des Freilegens fort. Die Stuckdecken wurden abgebeizt, also von den alten Farbschichten befreit, so dass nun wieder die Feinheit der Ornamentik sichtbar wurde. Gerade das unfertige der Oberflächen üben einen besonderen Reiz aus.

Im Haus wurden seinerzeit viele Stufen und Fensterbänke mit sogenanntem Belgisch-Blaustein, einem schwarzgrauen Granit, belegt. Diese Material ist auch bei den Gestaltung der WC´s verwendet worden, im Damen-WC in geflammter Oberfläche und im Herren-WC in geschliffener Optik.

FAKTEN

Revitalisierung einer denkmalgeschützten Stadtvilla

Fertigstellung: 1. BA 2016, 2. BA 2021 (Dachstudio)
Nutzfläche ca. 486 qm
Bauherr: privat

MEDIEN

»Hildener Architekt erhält Landespreis«
Rheinische Post

»NRW´s beste Häuser«
Westdeutsche Allgemeine Zeitung

»Vorbildliche Arbeitsorte in der Stadt«
Bundeswirtschaftsportal

»Vorbildliche Arbeitsorte in der Stadt«
Architektenkammer NRW

»Competitionline«

Deutsches Architektenblatt

»stadtbaukultur-nrw.de«

Das Stadthaus 21 finden Sie auch auf
baukunst-nrw.de

AUSZEICHNUNGEN

Preisträger der »Auszeichnung vorbildlicher
Arbeitsorte des Landes Nordrhein-Westfalen 2016«

Auszeichnung guter Bauten des
Bund Deutscher Architekten (BDA) 2017,
Auszeichnung

Architekturpreis Nordrhein-Westfalen 2018 des
Bund Deutscher Architekten (BDA),
Nominierung

AUS DER PREISGERICHTSBEURTEILUNG

Bei der Vorauswahl der eingereichten Projekte fiel die Aktivierung der Stadtvilla sofort ins Auge. Das Gebäude war über lange Zeit ungenutzt und war deshalb in einem derart bedauerlichem Zustand, dass eine vollständige Sanierung erforderlich war. Mit Blick auf diese Erfordernis tat sich beim Lesen der selbst definierten Aufgabenstellung des Planers sofort die Frage auf, ob es ihm denn auch gelungen ist, seinem gesetzten Anspruch gerecht zu werden.

Schon vor dem Betreten des Gebäudes wurde deutlich, dass sich hier jemand erhebliche Gedanken gemacht hat, den Bestand nicht nur zu erhalten, sondern auch auf charmante Weise zu ergänzen, wo es aufgrund des eingetretenen Verfalls notwendig war. Hier sei beispielhaft das Geländer des neuen Eingangs erwähnt, der die Formgebung des zeitgenössischen Balkongeländers aufnimmt, ohne es zu reproduzieren.

So wird ein würdiges Entree geschaffen, das gleichzeitig das Interesse des Gastes über das Innere des Hauses weckt. Beim Rundgang durch das Gebäude wurde dann erkennbar, dass es durch den behutsamen Umgang mit dem Bestand gelungen ist, dem Gebäude Teile der seiner Geschichte und der Geschichten zu entlocken, die sich in ihm abgespielt haben. Freigelegte Wandbeläge und Aufschriften zeugen ebenso von der Vergangenheit wie die erhaltenen Ornamente an den Decken.

Die erfolgreichen Bemühungen des Planers haben zum Ergebnis, dass dem alten Gebäude nicht nur seine Würde zurück gegeben werden konnte, sondern es auch zu einem Moderen Arbeitsplatz für Architekten geworden ist, der überdies als „Vorbildlicher Arbeitsort in der Stadt“ ausgezeichnet wurde. In der abschließenden Diskussion war die Jury sich sehr schnell einig, dass es sich hier um ein rundum gelungenes Projekt handelt, das eine Auszeichnung verdient.